Parodontitis
Parodontose bzw. Parodontitis zählt zu den multifaktoriellen und entzündlichen Erkrankungen des Zahnhalteapparates. Auslöser für das Krankheitsbild sind bakterielle Beläge, die im Bereich der Zahnoberfläche angesiedelt sind und für die Besiedelung zwingend auf eine entzündliche Umgebung angewiesen sind.
Was versteht man unter Parodontitis?
In der Regel verläuft eine Parodontose schmerzlos. Zahnfleischbluten, empfindliche Zahnhälse, Rötungen bzw. Schwellungen des Zahnfleischs, gelockerte Zähne, ein unangenehmer Mundgeruch sowie entzündliches, aus den Zahnfleischtaschen austretendes Sekret gehören zu den Indikatoren für eine Parodontitis. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, fördern die anhaltenden Entzündungsreaktionen im Mundraum den Abbau des Kieferknochens, reduzieren das Zahnumgebende Gewebe, begünstigen einen Verankerungsverlust der einzelnen Zähne und forcieren den Zahnverlust. Parallel dazu steigert eine unbehandelte Parodontose nachweisbar das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen, Krebs, Komplikationen im Rahmen der Schwangerschaft, Demenz, Unfruchtbarkeit und Diabetes Typ II.
Chronische Entzündungsgeschehen in der Mundhöhle erhöhen während der Schwangerschaft zudem die Wahrscheinlichkeit für Frühgeburten und Blasensprünge. Frauen mit Kinderwunsch, die chronische Entzündungen im Mundraum zeigen, haben eine um 20 % verringerte natürliche Fruchtbarkeit.
Risikofaktoren für Parodontose zuverlässig erkennen und reduzieren
Parodontitis gilt als Biofilm- induziertes Krankheitsbild, das negative Effekte auf die ganzheitliche menschliche Gesundheit entfaltet und durch akute Schübe kennzeichnet ist. Initiale Auslöser der Erkrankung sind parodontale Bakterien sowie deren Toxine.
Bakterielle Beläge in der Mundhöhle und eine unzureichende Mundhygiene sind als Risikofaktoren für die entzündliche Erkrankung identifiziert. Zusätzlich beeinflussen genetische Veranlagung, individueller Lifestyle, Vorerkrankungen wie Diabetes und Übergewicht sowie Stress, wie empfänglich Patienten für Parodontose sind. Wissenschaftliche Untersuchungen stützen die These, dass Burn out- Patienten ein erhöhtes Risiko besitzen an entzündungsbedingten Krankheitsbildern wie Parodontose zu erkranken.
Eine antientzündliche Ernährungsweise, die eine hohe Konzentration an Omega 3- Fettsäuren, Antioxidantien, Mikronährstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und komplexen Kohlenhydraten aufweist, trägt zu einer gesunden Mundflora bei und bekämpft zielgerichtet körpereigene Entzündungsprozesse. Getragen von einer nährstoffreichen Ernährung lassen sich demnach ungünstige Umgebungsbedingungen für parodontalpathogene Keime bzw. bakterielle Plaque erschaffen. Als Reaktion darauf gehen Entzündungsgeschehen in der Mundhöhle zurück. Eine antientzündliche Ernährung dient daher als essentieller Baustein für eine dauerhafte Zahn- und Mundgesundheit und ist an eine Optimierung der parodontalen Verhältnisse gekoppelt.
Diagnose Parodontitis
Parodontalerkrankungen lassen sich im Zuge zahnmedizinischer Untersuchungen zuverlässig identifizieren. Hierfür nutzt der Zahnmediziner den Parodontalen Screening Index ( PSI). Patienten, die diesbezüglich auffällige Parameter zeigen, durchlaufen im Nachgang weitere Untersuchungen, die präzise den individuellen Parodontalstatus des Betroffenen analysieren. Zu diesem Zweck führt der Zahnmediziner eine exakte Messung der Zahnfleischtaschentiefe mittels Sonde durch und wertet Röntgenbilder des Zahnhalteapparats aus.
Parodontose- Behandlung & Notwendige Maßnahmen
Um eine etwaige Parodontose zielgerichtet zum Stillstand zu bringen, ist unbedingt eine systemische Parodontalbehandlung erforderlich. Intention der Behandlung ist es, die Entzündungsreaktionen im Bereich des Zahnumgebenden Gewebes nachhaltig zu stoppen, Entzündungsfreiheit in der Mundhöhle herzustellen und ein Abbau des Kieferknochens zu bremsen.
Im Zentrum der Behandlung steht die vollständige Eliminierung der entzündungsfördernden bakteriellen Beläge. Abhängig von der jeweiligen Ausgangssituation bzw. dem tatsächlichen Entzündungsgrades des Zahnfleischs erfordert die Behandlung spezielle Vor-, Haupt- und Nachbehandlungen. Essentiell hierbei ist eine professionelle Zahnreinigung inklusiver anschließender Mundhygieneunterweisung und Reinigung der Zahnfleischtaschen. Im Nachgang erfolgt unter lokaler Betäubung eine akkurate Reinigung der Zahnoberfläche und der vertieften Zahnfleischtaschen. Zeigen die bakteriellen Beläge eine hochgradige Aggressivität, ist dieser Behandlungsschritt mit einer ergänzenden Antibiotikatherapie zu verbinden. Alternativ nutzt der behandelnde Zahnmediziner zusätzlich einen speziellen Laser, um die hartnäckigen Bakterien im Mundraum zuverlässig abzutöten.
Chirurgischer Eingriff zur Behandlung einer fortgeschrittenen Parodontose
Patienten, die Merkmale einer objektiv stark ausgeprägten bzw. fortgeschrittenen Parodontitis erkennen lassen, und trotz zielgerichteter Behandlung Entzündungsanzeichen zeigen, müssen sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen. Indikatoren für ein fortgeschrittenes Krankheitsbild sind Zähne mit ausgeprägter Zahnfleischtaschentiefe, die weiterhin eitriges Sekret absondern und bluten.
Das chirurgische Vorgehen ermöglicht das vorübergehende Lösen des Zahnfleischrandes, sodass sich Zahnfleischtaschen anlassgerecht behandeln und reinigen lassen. Auf diese Weise gelingt eine akkurate Entfernung von Zahnstein und bakteriellem Biofilm im Bereich des erkrankten Gewebes. Bei Bedarf entfernt der Zahnmediziner im Zuge des Eingriffs entzündetes Gewebe, Zahnwurzeln und Knochendefekte, die aufgrund der permanenten Entzündungsreaktionen rund um den Zahnhalteapparat nicht mehr ausreichend im Zahngewebe verankert sind. Etwaige tiefe Knochendefekte lassen sich parallel mit zahnmedizinischen Gewebeaufbauverfahren zielgenau kompensieren.
Regelmäßige Nachbehandlungen für einen langfristigen Behandlungserfolg
Parodontitis ist der Riege der chronischen Erkrankungen zuzuordnen. Für einen nachhaltigen Behandlungserfolg benötigen Parodontose- Patienten unbedingt eine fortwährende zahnmedizinische Betreuung. Zusätzlich ist eine durchdachte häusliche Mundhygiene inklusive akkurater Zahnzwischenraumpflege unerlässlich. Betroffene sollten zudem in einem regelmäßigem Turnus zahnmedizinische Nachbehandlungen in Form von UPT (Unterstützende Parodontitistherapie) wahrnehmen.
Dies ermöglicht eine frühzeitige Identifikation eventueller Problemstellungen und ermöglicht eine regelmäßige professionelle Entfernung des bakteriellen Biofilms im Bereich des Zahnumgebenden Gewebes.