Magersucht
Magersucht ist viel mehr als das bloße Verzichten auf Nahrung. Hierbei handelt es sich um eine ernste Störung des Essverhaltens, das sich vor allem in massivem Gewichtsverlust und daraus resultierendem starken Untergewicht zeigt. Der Fachbegriff hierfür lautet Anorexia nervosa und steht für eine ernste, therapiebedürftige psychische Behandlung. So kann ein stark reduziertes Essverhalten ein erstes Anzeichen für die Magersucht sein.
Was versteht man unter Magersucht?
Nicht jeder schlanke Mensch ist magersüchtig. Die Krankheit bedingt mehrere Kriterien, die erfüllt sein müssen, dazu gehören:
1. starker Verlust an Gewicht bis hin zu deutlichem Untergewicht mit einem BMI < 17
2. keine Einsicht des Betroffenen zum bestehenden Zustand
3. stetige Angst vor einer Zunahme
4. gestörte Selbstwahrnehmung - Betroffene finden sich dick und/oder "eklig"
5. Kontrollzwang zu allem, was Nahrungsaufnahme betrifft, beispielsweise exzessives Kalorienzählen, Zählen von Häppchen, bestimmte Zeitpläne und feste Zeiten für die Nahrungsaufnahme, extrem langsames Essen
6. Missbrauch von Abführmitteln, Fettbindern
7. übermäßiger Sport
8. Selbstwert wird im übertriebenem Maße über Körpergewicht und Figur definiert
Aus diesen Kriterien geht bereits hervor, dass Magersucht keine reine körperliche Erkrankung darstellt. Betroffene stehen unter enormen Leidensdruck, zeigen sich jedoch nicht bereit, diesen zu ändern. Die Fixierung auf ein möglichst niedriges Gewicht hält sie zurück.
Was sind die Symptome von Magersucht?
Durch die verminderte Aufnahme von Nahrung bis hin zum kompletten Verzicht ergeben sich entsprechende Symptome, die vor allem durch die bestehende Unterernährung über einen langen Zeitraum verursacht werden.
Folgende Symptome können dabei auftreten:
Körperliche Symptome bei Magersucht
- Nährstoff- Vitamin- und Mineralstoffmangel
- stetige Müdigkeit
- Frieren, kalte Extremitäten vor allem.. Hände und Füße
- stark verlangsamter Herzschlag bis hin zu Herzrhythmusstörungen
- Kreislaufbeschwerden
- Konzentrationsstörungen
- Osteoporose (Verringerung der Knochendichte)
- Hautveränderungen - v.a. trockene und juckende Haut
- Haarausfall und gleichzeitige Ausbildung von "Lanugo-Behaarung" (feine, flaumartige Behaarung im Gesicht und weiteren Körperstellen)
- bei Kindern: Verzögerung der Pubertät und der körperlichen Entwicklung
- bei Jugendlichen und Erwachsenen: Potenzverlust bei Männern, Ausbleiben der Menstruation bei Frauen
Psychologische Symptome bei Magersucht
- Leugnen der Problematik
- übertriebene, zwanghafte Beschäftigung mit Essen, Sport und Körper
- verschobene Selbstwahrnehmung
- Vernachlässigung sozialer Kontakte
- Gleichgültigkeit, hohe Reizbarkeit bis hin zu Aggressionen
- depressive Verstimmungen
- Suizidgedanken
Zusätzlich geht die Magersucht oft mit anderen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Zwangsstörungen, Depressionen oder selbstverletzendem Verhalten einher.
Was sind die Folgen der Magersucht?
Die Magersucht ist oft nicht sofort erkennbar. Besonders im Anfangsstadium sind die Anzeichen, die sich in einem verhaltenen Essverhalten und/oder übertriebenem Sport äußern, nur schwer von einem Versuch, im Rahmen einer Diät Gewicht zu verlieren, schwer zu unterscheiden. Hegen Verwandte und Bekannte jedoch einen Verdacht, oftmals gestützt von den angesprochenen Veränderungen im Verhalten, ist schnelles Handeln die beste Möglichkeit, die Erkrankung zu therapieren.
Problematisch ist hierbei die Leugnung der Betroffenen, eine Erkrankung zu haben - daher ist in vielen Fällen eine Therapie erst in einem kritischen, lebensbedrohlichen Stadium möglich. In diesem Falle spricht man von einer Zwangsbehandlung, die vor allem eine Stabilisierung des Gesundheitszustandes zum Ziel hat.
Dabei stellt die Zwangsbehandlung keine Therapie dar. Sie dient, meist durch Zwangsernährung mittels Sonde, allein dazu, den chronischen Mangel an Nährstoffen und Energie auszugleichen. Dabei sorgt sie für eine Gewichtszunahme, die nur dann stabilisiert werden kann, wenn eine therapeutische Weiterbehandlung erfolgt.
Wie kann man die Magersucht behandeln?
Ist eine Patientin bzw. ein Patient bereits, sich helfen zu lassen, stehen verschiedenen Therapieansätze zur Verfügung, die dabei unterstützen, ein gesundes Essverhalten (wieder-)zu erlernen. Die Behandlung kann dabei ambulant, tagesklinik oder stationär erfolgen. Zumeist wird im stationären Rahmen begonnen, da auf diesem Wege die bestmögliche Kontrolle durch die behandelten Ärzte gewährleistet werden kann.
In entsprechenden Therapiesitzungen wird daran gearbeitet, dass Betroffene nach und nach den mit Essen bzw. dem Nichtessen verbundenen Zwang nach und nach ablegen können und ohne Angst und Ekelgefühle Gewicht zunehmen. Das Erlernen eines gesunden Essverhaltens wird durch weitere Behandlungen geschult.
Nach dem Ende der Therapie werden weitere Nachsorgemaßnahmen, wie weiterführende Betreuung, Hilfsangebote oder Selbsthilfegruppen angeboten oder gemeinsam gesucht.